Eine ganze Welt entdecken!

01.09.2024
Agrigento
Junge Erwachsene, Migration, Lebensberichte

Emanuela ist neunzehn Jahre alt und wurde in Aarau (CH) als Kind italienischer Eltern geboren. Vor Beginn ihres Architekturstudiums verbrachte sie zehn Tage in unserer Gemeinschaft in Agrigent (Sizilien). Hier berichtet sie uns von ihren Erfahrungen.

Diesen Sommer habe ich meine erste Erfahrung als Freiwillige gemacht. Ich ging nach Agrigent, um in einem Aufnahmezentrum für unbegleitete minderjährige Migranten ein wenig Italienisch zu unterrichten. Die Idee, meine Freizeit damit zu verbringen, dort zu helfen, wo Not herrscht, hat mich begeistert. Es brauchte nur diese eine Woche, um eine ganze Welt zu entdecken, die ich nicht mehr verlassen wollte.
Es gibt zwei Dinge, die ich an den jungen Menschen, die ich getroffen habe, sehr bewundere. Das erste ist ihr ansteckendes Lächeln, das sie bei allem begleitet. Ihre Art, Freude und Begeisterung zu vermitteln, ist beeindruckend und hat mich sehr berührt. Der zweite Punkt ist ihre Freiheit. So oft wird versucht, ihnen diese zu nehmen: durch Kriege, Regeln, Einschränkungen und Verbote. Aber sie lassen sich nicht von den Umständen beeinflussen, ihre Freiheit kommt aus dem Herzen. Trotz allem, was sie umgibt, schaffen sie es, ihren Weg zu finden, zu träumen, zu lernen und vor allem nie den Glauben daran zu verlieren, dass sich die Dinge zum Guten wenden werden.
Ich dachte, dass ich in einer Woche Freiwilligenarbeit ein wenig von dem geben könnte, was ich habe. Aber anstatt etwas von mir zu nehmen, hat mich diese Erfahrung erfüllt, mir so viel Energie und Freude gegeben, etwas zu tun und zu lernen. Vor der Abreise hatten mich mehrere Leute gewarnt, dass es eine harte Erfahrung sein könnte, die schwer zu verdauen ist. Stattdessen durfte ich erleben – und dabei hat mir auch mein Glaube geholfen, dass wir alle gleich sind, dass wir alle »Geschwister« sind. Wir alle sind Kinder Gottes und sollten einander lieben und einander helfen, anstatt uns voneinander abzuschotten. Es stimmt, dass es eine Erfahrung voller Emotionen war. Gerade diese aber machten sie so wertvoll und ermöglichten, sie in vollen Zügen zu leben und nach Hause zurückzukehren mit einem Herzen voller Freude.