Brücken statt Mauern

06.10.2018
Stuttgart(D)
von Pater Tobias Keßler
Scalabrini-Fest, CdS Stuttgart

Vom 5.-7. Oktober 2018 fand in Stuttgart im Centro di Spiritualità und in den Räumen der Gemeinde St. Konrad das jährliche Scalabrini-Fest der Früchte statt. Das Thema, das von den Teilnehmern ganz unterschiedlicher Herkunft, Sprache und Alters vertieft wurde, lautete Brücken statt Mauern. Referent war Pater Tobias Keßler, Scalabrini-Missionar und Mitarbeiter des Instituts für Weltkirche und Mission St. Georgen in Frankfurt. Sein Vortrag war Ausgangspunkt der verschiedenen Gesprächsgruppen und Begegnungen während des Festes.
Der verschriftlichte und hier veröffentlichte Text ist eine vom Referenten nicht nachgelesene Version.

Die Formulierung des Themas „Brücken statt Mauern“ enthält von Anfang an eine Präferenz für Brücken nach dem Motto: Brücken sind besser als Mauern. Das klingt plausibel. Bei einer näheren Betrachtung fällt jedoch auf, dass es hier offensichtlich Ausnahmen gibt ...

Ich beginne mit den Mauern. Mauern sind Grenzen. Sie grenzen nach außen ab, wie z.B. die Mauer eines Hauses. Es gibt natürliche Grenzen wie Flüsse, Täler, Berge, Meere… oder die Endlichkeit der Körper. Unsere Haut ist eine Art Außengrenze, durch die wir uns von unserer Umgebung unterscheiden.

Die Erschaffung der Welt in der Heiligen Schrift wird als eine Serie von Unterscheidungen geschildert. »Gott schied das Licht von der Finsternis« (Gen 1,4), das Wasser des Himmels vom Wasser der Erde, das Wasser der Erde vom Festland. Auch die Erschaffung des Menschen ist von einer Unterscheidung geprägt: »als Mann und Frau schuf er sie« (Gen 1, 27). Wichtig ist festzuhalten, dass das je Verschiedene stets auf das entsprechende Andere verwiesen bleibt. Das lässt sich sehr leicht am Beispiel der Farben veranschaulichen. Wenn alles nur rot wäre, dann bräuchten wir das Wort rot nicht, weil es keine Unterscheidung gäbe. Ich kann nur rot sagen, wenn es auch grün oder blau oder eine andere Farbe gibt. Übertragen auf Menschen und auf deren Identität bedeutet das, dass ich, um mich selber zu definieren, auch immer den anderen brauche. Ich bin nichts aus mir selbst, sondern erst in Verbindung und in Bezug auf den anderen. Ich kann nicht Frau sagen, ohne Mann mitzudenken. Ich kann nicht ich sagen, wenn es kein du gibt.

 

Mehr im Zeitschrift:  Auf den Wegen des Exodus

 

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