Grenz - Erfahrungen hautnah
Als sogenannte Seconda 1 konnte Agnes in ihrem Leben konkret erfahren, was es bedeutet, zwischen verschiedenen Kulturen und Sprachen aufzuwachsen, an der Grenze zu leben zwischen Herausforderungen und Möglichkeiten. Und in allem kam auch Gott mit ins Spiel und überraschte sie hinsichtlich ihres Lebensplans. Im Folgenden erzählt sie uns Ausschnitte aus ihrer persönlichen Lebensgeschichte.
Auf oder zwischen zwei Stühlen
Ich wurde in einer italienischen Familie geboren und wuchs in Basel, einer Grenzstadt, auf. Als Kind machte ich mir oft einen Spaß aus dem Hin und Her zwischen der deutsch-schweizer Lebensweise der Umgebung und der italienischen meiner Familie. Als Jugendliche wurde es komplizierter. Es kam die »Zeit der Revolution«: für alle Jugendlichen eine Zeit der Suche nach der eigenen Identität, für mich und alle Secondos eine doppelte Herausforderung. »Bin ich nun Schweizerin oder bin ich Italienerin«?, so fragte ich mich hin und wieder. Und manchmal fühlte ich mich regelrecht zwi-schen zwei Stühlen und wusste nicht, auf welchen der beiden ich mich setzten sollte. Ich fühlte mich im Grunde in beiden Kulturen zuhause, doch die Zugehörigkeit zu der einen schien zunächst die andere auszuschließen. Wie sollte es da eine Lösung geben?
Da viele meiner Freunde Schweizer waren und ich mich unter ihnen wohl fühlte, begann ich die italienische Sprache und Kultur zu verweigern. Auch der Glaube, den mir meine Familie weitergegeben hatte, bedeutete mir immer weniger. Irgendwann wollte ich dann aus Protest sonntags nicht mehr mit in die Kirche gehen. »Was hat der Gott meiner Eltern mit mir zu tun?« In unserer Familie gehört der Glaube ganz natürlich zu unserem Leben. Von klein auf war ich damit großgeworden. Aber das genügte mir nicht mehr. Wie ein zu enges Kleidungsstück war er mir geworden. Mir fehlte die persönliche Erfahrung von diesem Gott Jesu Christi, von dem ich so viel gehört hatte. Immer mehr verwandelte sich die Zeit der Revolution in eine tiefe Suche.
Es geht um eine tiefere Identität
Ich fragte mich nach dem Sinn des Lebens, von Leid und Tod. Der plötzliche Tod einer Klassenkameradin bei einem Verkehrsunfall brachte alles in mir ins Wanken. Kann es wirklich einen Gott geben, wenn er so etwas zulässt? Warum glauben, warum beten?
Trotz allem war besonders in diesem Abschnitt das stille Glaubenszeugnis meiner Eltern wichtig; deren selbstlose Einstellung dem Leben gegenüber forderte mich heraus. Ich suchte nach Möglichkeiten, mich mit anderen Jugendlichen über meine Fragen zum Leben und zum Glauben auszutauschen. So nahm ich teil an den Treffen der Italienischen Katholischen Gemeinde in Pratteln. Irgendwann bemerkte ich, dass ich ein falsches Gottesbild hatte. Gott ist kein Herrscher, der nur darauf wartet, dass wir etwas falsch machen, um uns dann zu bestrafen. Er ist auch kein alter Mann mit weißem Bart, wie er oft auf Bildern dargestellt wird. Gott ist jung, ja, immer jung, er ist das Leben, er liebt uns wie ein Vater oder eine Mutter, ja, sogar noch mehr. Er klopft an unsere Tür und bittet um Einlass, um mit uns das Leben zu teilen. Er steht auf unserer Seite, wie ein enger Freund, damit jeder Moment unseres Lebens voller Sinn und Freude werden kann.
Mir wurde bewusst, dass das, was mich mit meinen Mitmenschen verbindet, nicht derselbe Pass ist, nicht dieselbe Sprache oder Meinung. Es geht um eine viel tiefere Identität, nämlich die, Kinder Gottes zu sein. Sie verbindet uns mit allen Menschen und sie eröffnet uns einen Dialog mit allen ohne unsere Verschiedenheit zu verneinen. »Durchlässige Identitäten«, die uns erlauben, uns füreinander zu öffnen.
Immer mehr erlebte ich die verschiedenen Kulturen aufeinander bezogen, sodass keine die andere ausschließen kann. Sie sind Kommunikationsmittel - nicht mehr und nicht weniger. Alle sind wichtig, um als Menschen miteinander in Beziehung treten zu können. Diese Erfahrung begleitet mich und immer wieder darf ich sie neu machen.
Das, was ich eigentlich aus meiner Geschichte hätte streichen wollen, das, was mir »fremd« vorkam und ich nicht annehmen wollte, gerade das half mir letztlich, wahrzunehmen, wie sehr Gott mich liebt. Gott liebt alle Men-schen und jeden ganz persönlich. Manchmal war der Weg mühsam, ich fühlte mich zwischen den Kulturen in einem Niemandsland. Doch gerade diese Herausforderung brachte mich dazu, nicht oberflächlich zu bleiben und nur das Äußere wertzuschätzen, das so wenig über den Menschen aussagt.
Ist das schon alles?
Mit der Zeit wuchsen meine Zukunftsträume. Ich hatte viele. Eigentlich woll-te ich alles: Ich wollte heiraten und eine große Familie gründen, ich wollte nach Afrika gehen und dort in einem Auslandseinsatz tätig sein, ich wollte… Doch am meisten wollte ich den Augenblick genießen, meine Familie und meine Freunde. Unter den Kollegen hatten wir viel Spaß und wir waren sehr unternehmungslustig: Wir waren in einem Sport- und Tanzclub aktiv, machten Musik und gingen in die Disco, organisierten Partys und waren in Basel am liebsten mit den Inlines unterwegs. Im Grunde hatte ich alles und war glücklich. Aber dann geschah etwas Seltsames.
Zusammen mit Freunden waren wir beim Skifahren. Vom Skilift aus be-wunderte ich die großartige Schneelandschaft, die glitzernde Sonne im Gesicht. Ich fühlte mich wohl unter meinen Freunden, war auch in einen Jungen ein wenig verliebt. Alles war optimal und trotzdem fragte ich mich insgeheim: Ist das schon alles? Kann das alles sein?
Ich wollte nicht, dass meine Freude nur an bestimmte Momente gebunden war, an bestimmte Situationen oder Menschen. Und wenn dann eine Wolke kam, dann war auch die Freude weg. Ich wollte ein Leben in Fülle und sehnte mich nach einer unendlichen Liebe. Ich fand dafür aber keine Worte.
Als wir nach einer Woche wieder nach Hause zurückkamen, lief das Leben weiter wie immer.
Was willst du von mir?
In mir spürte ich seitdem aber das Gefühl wachsen, dass der Plan Gottes den meinen durchkreuzen könnte, dass meine Zukunftsgedanken vielleicht nicht den seinen entsprechen könnten. Das machte mir Angst. Gott wurde nun zum Konkurrenten für mein Glück, ich traute ihm nicht. Und wenn ich mich an ihn wandte, dann bat ich ihn darum, meine Pläne zu verwirklichen, anstatt ihn zu fragen: »Herr, was willst du von mir? Was sind deine Pläne? Gibt mir die Kraft und die Freude, sie zu verwirklichen«. Mir fehlte es an Vertrauen zu Gott und tief in meinem Inneren fürchtete ich das zu finden, was ich eigentlich suchte. Es könnte ja das Ende meiner Pläne bedeuten oder zumindest eine radikale Umorientierung in meinem Leben.
Ich begann vor mir selbst davonzulaufen, ertrug keine Stille. Bei mir war immer etwas los: Musik, TV, lange Telefonate mit Freunden … Keinen Stillstand, keine Ruhe durfte es geben. Gleichzeitig engagierte ich mich stark in der Italienischen Gemeinde. Nach außen hin war ich sehr aktiv, aber in meinem Inneren ließ ich mich treiben. Ich hatte Angst, mich der Situation zu stellen, mein Leben in die Hand zu nehmen, um mich in die unendliche Liebe Gottes fallen zu lassen.
Nur am Abend, wenn es ruhig in der Wohnung wurde, kam mir oft ein Satz von Gaetano in den Sinn. Er studierte Philosophie und ich hatte ihn bei einem Jugendtreffen im IBZ-Scalabrini in Solothurn kennengelernt: »Wie kann man denjenigen nicht lieben, der für uns gestorben und auferstanden ist«? Dieser Satz lies mich nicht mehr los und irgendwann spürte ich, dass Jesus nicht nur für meine Eltern und für alle anderen gestorben und auferstanden ist, sondern auch für mich ganz persönlich. Ich erkannte, wie wertvoll ich in seinen Augen bin, dass er mich schätzt und liebt, so wie ich bin. Und diese Liebe drängt mich dazu, sie weiter zu schenken. Mir wurde bewusst, dass diese Liebe Gottes, die uns immer ein wenig fremd bleibt, untrennbar verbunden ist mit der Liebe zu den Mitmenschen.
Gott kennt uns besser als wir uns selbst
Ich entdeckte, dass Gott, der mich ins Leben gerufen hat, mich besser kennt als ich mich selbst. Das einzige was er will, ist, mich glücklich zu machen und durch mich die anderen. Gott steht nicht in Konkurrenz zu meinem Lebenstraum ein erfülltes Leben zu haben. Im Gegenteil, er führt mich und lässt mich meine tiefste Identität finden. Die Mühe besteht jedoch darin, den eigenen Platz im Leben zu finden, den Ort, an dem Gott mich geträumt hat.
Ich wusste nicht, welchen Weg einschlagen, ich war in einen Jungen verliebt und konnte mir mit ihm eine Zukunft, eine Familie vorstellen. Eigentlich war ich konstant verliebt, mein Herz schlug immer für jemanden, so als wollte es sagen: Wir sind für die Liebe geschaffen, egal auf welchem Lebensweg. Auf der anderen Seite zog mich auch ein Leben in einer Gemeinschaft an und die radikale Hingabe an Gott. Manchmal wandte ich mich fast verzweifelt an Gott und bat ihn: »Mach mit mir, was du denkst, aber schau nicht auf meinen Widerstand, auf meinen Egoismus«.
Die Spur der Freude
So gewann ich neues Vertrauen und konnte Ja sagen ohne Vorbehalt. Al-leine hätte ich wohl nicht meinen Platz im Leben gefunden, an dem ich mich mit ganzer Kraft einsetzen konnte. Vor allem dank eines Priesters, der meine Suche mit großer Freiheit und Selbstlosigkeit begleitete, konnte ich meine Zweifel überwinden und Gott mein Jawort geben. So begann mein Weg in der Nachfolge Jesu und ich schloss mich der Scalabrini-Gemeinschaft an. Ein Jawort trotz meiner inneren und äußeren Widerstände. Ich fühlte mich nicht so geeignet und mit meinen 19 Jahren zu jung. Im Gebet wandte ich mich an Gott und bat ihn, sich doch lieber an eine meiner liebsten Freundinnen zu wenden, die mir auch viel geeigneter erschien. Mir war auch bewusst, dass ich den Wünschen meiner Eltern nicht entsprach, zu heiraten und eine Familie zu gründen. Was mir letztlich half, meinem Leben eine Richtung zu geben, war die Freude, die ich in mir spürte und eine tiefe Gewissheit, mein Zuhause gefunden zu haben.
Hätte ich auf mich selbst geschaut, meine Fähigkeiten und Gedanken, dann hätte ich keinen Schritt gewagt. Aber den Koffer zu packen, meine Familie und Freunde, eine vielversprechende Arbeit zurückzulassen, das konnte ich nur, indem ich mich ganz demjenigen anvertraute, der für mich gestorben und auferstanden ist. Größer kann keine Liebe sein. Erschienen mir auch die nötigen konkreten Schritte zuerst wie unüberwindbare Berge, so fühlte ich in mir die Freiheit und das Glück wachsen. Viele Bekannte legten mir nahe, gut über meine Wahl nachzudenken und eventuell auch noch ein paar Jahre zu warten. Dabei kam mir aber immer wieder das Evangelium in den Sinn, das von einem Kaufmann erzählt, der eine wertvolle Perle gefunden hatte und sich darüber so freute, dass er alles andere hergab, um diese einzige Perle zu kaufen (vgl. Mt 13 ,44 -46 ). Es stimmt wirklich, dass sich die Kraft und die Freude des Evangeliums erst dann erfahren lassen, wenn man etwas von dem gelebt hat, was es beinhaltet. Auch meine Familie, die anfangs meiner Lebensentscheidung sorgenvoll gegenüberstand, konnte sich später mit mir darüber freuen und etwas von der Fülle des Lebens erfahren, die das Evangelium verspricht (vgl. Mt 19 ,28-30).
Zusammen mit anderen jungen Frauen aus Italien und Brasilien durfte ich die Gelübde der Armut, des Gehorsams und der ehelosen Hingabe an Gott ablegen. Meine erste Aussendung bestand darin, das Studium der Theologie im Zusammenspiel mit der philosophischen Anthropologie fortzuführen, um die daraus gewonnenen Erkenntnisse in der Bildungsarbeit mit Migranten und jungen Leuten einbringen zu können. In meinem Studium hat mich dann vor allem die Frage begleitet, was eigentlich dahintersteht, hinter der oft beunruhigenden und doch so faszinierenden Gratwanderung bzw. Grenze zwischen den Verschiedenheiten.
An der »Grenze«
Diese Suche beschäftigt uns Scalabrinis immer wieder in unserem alltäglichen Zusammenleben und auch in den vielen Begegnungen mit jungen Leuten, mit denen zusammen wir viele sichtbare und unsichtbare Grenzen überwinden: im Austausch untereinander, mit Migranten, Flüchtlingen, Ge-fangenen, im Dialog mit Gott. Immer wieder werden wir dabei überrascht, stellen sich uns neue Fragen, werden wir herausgefordert, weitet sich unser Blick und Herz. An der »Grenze« werden wir uns selbst ein wenig fremd, vielleicht weil unsere Gedankengebäude, wie wir uns, die anderen und Gott sehen, zu bröckeln beginnen. Auch unsere Vorstellungen und Pläne werden dabei manchmal auf den Kopf gestellt.
Immer wieder erleben wir in der Grenzerfahrung, dass wir das Leben nicht vollständig »begreifen« können. Wir haben es nicht in der Hand und kön-nen es nicht in unsere Kategorien pressen. Es ist vielmehr das Geheimnis des Lebens, das uns »umgreift«. An der Grenze der Begegnung kann es geschehen, dass wir zur selben Zeit auch in uns Freude und Schmerz erle-ben, Orientierungslosigkeit, Angst und die Sehnsucht, dem Neuen entgegen zu gehen, demjenigen der noch fremd ist.
Die Grenzen in unserem Leben verweisen uns auf eine äußerste Grenze, die alle anderen mit einschließt, jene von Leben und Tod, jene der Liebe des Gekreuzigten und Auferstandenen. Indem Jesus aus Liebe unser menschliches Schicksal geteilt hat, jede Not und jeden Schmerz durchlebt, ja, umarmt hat, ist in jeder Situation bereits die Möglichkeit eines Neubeginns vorhanden. Dort an der Grenze bekommen wir den Blick für seine Gegenwart, da werden uns die Augen geöffnet, ja dort, wo wir es am we-nigsten erwarten.
Ein befreundeter Bibelwissenschaftler betont immer wieder, wie wichtig es ist, unser Gottesbild radikal in Frage zu stellen, so dass wir uns öffnen können für den wahren Gott Jesu Christi: ein Gott, der herabsteigt und den Menschen dort erreicht, wo er steht; ein Gott, der in sich Liebe, Dialog, Be-ziehung ist, Grenzgänger der Verschiedenheit von Vater, Sohn und Geist. In Ihm sind Verschiedenheit und Einheit gleichursprünglich. Oft vergessen wir das und leben, als wären wir nach dem Abbild eines Gottes geschaffen, der Monolog und Negation jeglicher Vielfalt wäre.
Mensch-Sein bedeutet Beziehung
Kriege und bewaffnete Konflikte unter den Völkern entspringen denselben Mechanismen, die wir auf individueller Ebene erleben. Oft steht dahinter die Unfähigkeit, dem anderen zu vergeben, woraus eine Spirale von Groll und Vergeltung entsteht, die einen Neubeginn fast unmöglich macht.
Andererseits zeigt sich dabei, wie wichtig für die Menschheit unsere persönlichen Entscheidungen sein können. Wir sind eben keine Einzeller, die selbstgenügsam in Parallelwelten leben und deren Miteinander bestenfalls eine Möglichkeit darstellt. Als Menschen sind wir Wesen in Beziehung. Unser Leben, Denken und Handeln ist grundsätzlich immer mit dem Leben der anderen verbunden, selbst wenn wir allein sind. In-Beziehung-leben ist nicht eine unter vielen Fähigkeiten des Menschen, sondern erst dadurch wird der Mensch zum Menschen. Berühmte zeitgenössische Theologen und Philosophen behaupten sogar, wir sind Beziehung, Dialog und gegenseitige Zugehörigkeit, denn wir sind bereits »da-heim« im »Ge-heim-nis« Gottes, der Gemeinschaft ist.
In der Bibel wird vom Menschen nie als Individuum gesprochen, das zuerst in sich selbst ruht und sich dann in einem zweiten Moment für Gott und den Mitmenschen öffnet, sondern der Mensch ist Person insofern er in Beziehung steht. An der Grenze zwischen den Verschiedenheiten erhält die Wahl zwischen einem traurigen In-sich-verschlossen-bleiben und einem Aus-sich-heraus und Auf-den-anderen-zugehen eine besondere Dringlichkeit.
An der Grenze fallen falsche Sicherheiten, dort wird unser Ich relativiert, weil es angesichts der Größe des Lebens und seines Ursprungs seinen tiefsten Kern entdeckt. So ist Gott endlich frei, Gott zu sein und das Herz des Menschen zu erreichen, wie es einst in der Wüste mit seinem Volk Israel geschah. Dort, wo Gott groß sein darf, dort wird für den Menschen ein großartiges Leben möglich, dort wird der Mensch nicht unterdrückt, sondern im Gegenteil: Er wird immer mehr zur Freiheit befreit, sodass er sein ganzes Menschsein ausdrücken kann, er wird immer mehr er selbst, indem er mit den anderen und für die anderen da ist.
Im anderen eine neue Heimat finden
Die Erfahrung der »Grenze« ist keine »Randerfahrung«, ebenso wie die Erfahrung der Migration. Beide weisen darauf hin, wie wichtig ein Leben in Beziehung ist. Immer wieder zeigen uns Migranten, Menschen, die alles und alle verlassen mussten, dass sie in der Beziehung mit Gott und in der Freundschaft mit anderen ein neues Zuhause finden durften.
Dort, wo alles zu Ende scheint, kann alles neu beginnen. Das ist möglich, wenn wir Gott Zeit und Raum schenken. Wie könnte Er sonst in unserem Leben handeln? Gott drängt sich nicht auf. Er lässt sich nur in der Stille und im Gebet finden. Die Haltung des Empfangens ist dabei alles andere als passiv, denken wir nur an Maria. Sie hat sich ganz Gott anvertraut, demjenigen, dem nichts unmöglich ist. Sie hat ihn in Ihrem Leben aufgenommen und aus der Kraft des Vertrauens heraus, konnte sie für die anderen Menschen da sein. Dort, wo wir Empfangende werden, dort werden wir fähig zu lieben.
Ja, die Erfahrung der »Grenze« öffnet uns wirklich die Augen!
Agnese Varsalona
[1] Als »Secondos« bzw. »Zweite Generation« werden die Nachkommen von Immigranten bezeichnet, die im Einwanderungsland geboren sind.
Links:
Zeitschrift Auf den Wegen des Exodus (ARCHIV)
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