Ein verrücktes Wochenende in der Schweiz
Um in einer Welt vielschichtiger Kontraste nach echter Freude Ausschau zu halten, fand im IBZ-Scalabrini in Solothurn vom 17.-19. Februar 2023 ein Wochenende für junge Leute statt. Fasnacht feiern trotz Krisenmodus der Welt? Eine Spurensuche.
Wer hätte es gedacht? Die Fasnacht ist eng mit der christlichen Tradition verbunden! Wie es der Name bereits andeutet, findet die ›Fasnacht‹ kurz vor der 40tägigen christlichen Fastenzeit, der Vorbereitung auf das Osterfest, statt. Freude und Ernst, Lachen und Weinen, Leben und Tod, sie liegen eng beisammen – in unserem Alltag und auch in unserem Glauben.
Und weil wir wissen, dass am Ende von Feiern und Fasten die Freude von Ostern sicher kommt, stellen die Tage vor Aschermittwoch – mit dem die Fasnacht endet und die Fastenzeit beginnt – keine bittere Lebenseinstellung im Sinne von „carpe diem“ dar, sondern diese Tage dürfen Platz in unserem Leben haben. Wir dürfen lachen, wir dürfen feiern, wir dürfen unser politisches und gesellschaftliches Leben auch mit einer ironisch-kritischen Brille betrachten … - auch in Zeiten der Krisen.
Die Frage ist, ob wir damit das Leben mit all seinen Wunden ausklammern und ob wir einem oberflächlichen und gedankenlosen Spaß nachjagen oder ob wir trotz allem nach einem Sinn suchen, wissend, dass wir alles uns Mögliche tun müssen, es aber allein nicht schaffen. Die Welt liegt nicht in unserer Hand: Gott sei Dank aber in Seiner.
Von Solothurn nach Honolulu
Die Stadt steht Kopf – und Solothurn verwandelt sich in Honolulu, denn das liegt von uns aus gesehen auf der anderen Seite des Erdballs. Die jungen Leute staunen nicht schlecht: Jung und Alt in Maske, Berge von Konfetti und laute Guggenmusigen in den Gassen der Altstadt … Für viele der Teilnehmenden, die meisten sind »international Studierende«, ist das völlig neu. Sie leben zwar seit einigen Monaten in Deutschland und der Schweiz, aber sie kennen diese Art von Fasching so nicht in ihren Heimatländern.
Freude trotz vieler Krisen in der Welt?
Am Samstagmorgen ergründet Agnese mithilfe eines biblischen Textes den Unterschied von Spaß und Freude. Beides hat seine Berechtigung, doch der Spaß verfliegt, die Freude kann auch in schwierigen Situationen tragen. Da geht es auch nicht einfach um ein »positives Denken« …
Unser Glaube ist eng mit der Freude verbunden. Sie findet ihren tiefsten Grund darin, dass Gott immer und überall unser Leben begleitet, dass er durch dick und dünn mit uns geht. Ja, das Ostergeheimnis zeigt uns, dass er sogar den Tod in Leben verwandelt. Alles ist dieser Verwandlung unterworfen, so betont der Apostel Paulus und spricht mit Blick auf unser Leben mit all seinen Kontrasten und Konflikten von »Geburtswehen«. Aber am Ende steht das Leben! Diese Gewissheit kann uns tiefen Frieden, Hoffnung, ja sogar Freude schenken.
Und von Kontrasten und Konflikten, von Ängsten und Aufbrüchen dürften wir auch am Nachmittag hören. Gemeinsam mit jungen Leuten und Familien, die sonst am »Treffpunkt Deutsch« des IBZ-Scalabrini teilnehmen, tauschen wir uns in Kleingruppen aus.
Einige Fragen helfen uns für das Gespräch: z.B. »Was bedeutet Heimat für dich?« Die Antworten fallen unterschiedlich aus: »Der Ort, wo ich so sein darf, wie ich bin - mit meinen Stärken und Schwächen«; »Es ist für mich kein Ort, sondern es sind Menschen, denen ich absolut vertrauen kann«; »Es bleibt eine Sehnsucht…«.
Schwieriger wird es beim Thema: »Hast du dich schon einmal fremd gefühlt? Warum?« Da kommen bei vielen Teilnehmenden dunklerer Hautfarbe Erinnerungen hoch: »Wenn ich irgendwo 30 Minuten auf den Bus warten muss und es kommt eine Polizeistreife vorbei, dann bin ich sicher, dass sie als einzigen mich kontrollieren.«
Auf die Frage: »Glaubst du an Gott?« antwortet Gharib, ein junger Kurde aus dem Irak ohne zu zögern: »Natürlich! Nicht nur zu 100, sondern zu 1000 Prozent!«
Wir sind dankbar für diese gemeinsamen Stunden: Wir dürfen einander auf Augenhöhe begegnen, als Menschen egal welcher Herkunft, Kultur und Religion, gleich ob mit oder ohne Aufenthaltsrecht. Wir haben auch viel gelacht. Das tut gut, denn darin schwingen auch Hoffnung und gegenseitiges Vertrauen mit.
Miteinander teilen
Es sind drei intensive Tage: neue Leute kennen lernen, thematische Inputs, Gebet und Reflexion, Fest und Fasnacht, Tanz und Musik, Fasnachtsmasken anziehen aber auch Masken ablegen, die Feier des Gottesdienstes mit der Pfarrgemeinde in der Kathedrale und der bunte Fasnachtsumzug in Solothurn …
Dabei haben wir einander geholfen im Stil der Gütergemeinschaft - nicht nur finanziell, nicht nur durch unser aller Mithilfe im Haus, sondern vor allem auch im Teilen unserer Suche im Glauben und im Leben. »Allen, die dabei waren, ein großer Dank! Es war als würden wir uns schon seit langer Zeit kennen« - schreibt jemand ins Gästebuch.
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