Treffpunkt Deutsch
Seit über einem Jahr wird in der Baselstrasse 25 in Solothurn (CH) jeden Freitagabend von 17 bis 19 Uhr diskutiert, geknobelt, gerechnet, gespielt, gelacht … alles auf Deutsch! Junge Leute aus der Schweiz und Deutschland, aus Afghanistan, Syrien, Eritrea und aus anderen Ländern treffen sich, um miteinander und voneinander zu lernen. Die Initiative geht zurück auf engagierte Sozialarbeiter, die im Auftrag des Kantons jugendliche Geflüchtete begleiten. Im IBZ-Scalabrini traf die Idee sofort auf offene Ohren. Mit dabei waren von Anfang an auch die Pfarrei St. Ursen mit einer Praktikantin, ein Lehrer aus der Kantonsschule, der auch seine Schülerinnen und Schüler zu kommen ermuntert hatte, Studierende der Pädagogischen Hochschule und Lehrpersonen aus dem Integrationsjahr der Gewerbeschule, die ihre Klassen informierten.
Melanie: Man merkt, dass dir diese wöchentliche Verabredung am Herzen liegt, warum?
Carmen: Es ist enorm bereichernd, Menschen aus den unterschiedlichsten Kulturen, Religionen und Ländern zu begegnen und sie ein Stück auf ihrem Weg begleiten zu dürfen. Viele, die zu unseren wöchentlichen Treffen kommen, haben keine einfache Vergangenheit und befinden sich in einem fremden Land, dessen Sprache sie kaum verstehen und dessen Kultur sich oft stark von ihrer eigenen unterscheidet. Durch unsere Begleitung versuchen wir ihnen Sprache, Kultur etc. näher zu bringen, damit ihnen die Integration leichter fällt. Aber eigentlich geht es vor allem darum, für diese Menschen da zu sein, ihre Fragen zu beantworten und jedem die Hilfe und Unterstützung zu geben, die er in der jeweiligen Situation nötig hat. Für mich persönlich sind diese Treffen auch immer wieder ein Lernen – ein Lernen aus der Geschichte und dem Leben der verschiedensten Menschen.
Was sagt dir diese Erfahrung für dein persönliches Leben?
Gegenseitiges Verständnis und Respekt gegenüber Herkunft, Traditionen und Kultur anderer Menschen ist unumgänglich wichtig und um sie entwickeln zu können, sind Begegnung und Offenheit gefragt. In der heutigen, immer multikultureller werdenden Gesellschaft wird ein Zusammenleben auf lange Zeit hinaus nur möglich sein, wenn wir alle versuchen durch gegenseitigen Austausch Verständnis und Wohlwollen für das Fremde zu entwickeln. Wichtig dabei ist, dass wir einander vertrauen und uns aufeinander einlassen.
Gibt es ein besonderes Erlebnis, an das du dich erinnerst?
Ein Erlebnis in diesem Sinne nicht direkt. Das Schönste an unseren wöchentlichen Treffen ist zu spüren, wie wir miteinander wachsen und voneinander lernen. Besonders berührend sind für mich jene Momente, in denen ich die unendliche Dankbarkeit in den Augen meines Gegenübers sehe, ohne dass Worte notwendig sind.
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